Was für ein Fahrradtyp ist für eine Radtour geeignet
Inhalt
- Zuverlässigkeit
- Die richtige Geometrie
- Der Gepäcktransport
- Die richtigen Bremsen
- Die passende Schaltung
- Die richtige Bereifung
- 26" oder 28"-Laufräder
Kürzere Radtouren können mit fast jedem Fahrrad bewältigt werden. Etwas längere Touren mit unzweckmäßigen Material können einem aber schon gehörig den Spaß am Radeln verderben.
Grundsätzlich muss zwischen einer Radtour auf Straßen und Radwegen und einer Mountainbiketour unterschieden werden. Um Mountainbiketouren soll es hier nicht gehen.
Ideal für eine größere Radtour ist natürlich ein sogenanntes Reiserad. Das sind Fahrräder, die speziell für das Fahren langer Strecken mit viel Gepäck ausgelegt sind. Solche Gefährte sind jedoch relativ teuer und für den Alltagseinsatz oft ungeeignet.
Auf folgende Eigenschaften sollte beim Rad für eine etwas größere Tour geachtet werden.
Zuverlässigkeit
Es ist kein Zufall, dass diese Forderung an erster Stelle steht. Viele Mängel an einem Fahrrad lassen sich verschmerzen. Aber ständige Defekte verderben nicht nur gehörig den Spaß, sie können unter Umständen auch zu gefährlichen Situationen führen. Nicht immer ist eine rettende Fahrradwerkstatt in der Nähe.
Deswegen ist Zuverlässigkeit die wichtigste Forderung an das Fahrrad und an all seine Komponenten. Alle anderen Kriterien haben sich dieser Forderung unterzuordnen.
Die Forderung nach Zuverlässigkeit gewinnt noch an Bedeutuing, wenn man mit dem Fahrrad in anderen Ländern unterwegs ist, die nicht so dicht besiedelt sind wie Deutschland oder in denen nur schlecht Ersatzteile beschaft werden können.
Die richtige Geometrie
Viele Stunden sitzt man oft während einer Radreise im Sattel. Deswegen muss ein Reiserad passen wie ein guter Maßanzug. Kleinigkeiten, die bei der Fahrt zur Eisdiele nicht auffallen, können sich auf einer längeren Radtour bitter rächen.
Der Fahrradrahmen muss zur Körpergröße passen. Das wichtigste Maß am Rahmen ist nicht die Rahmenhöhe und erst recht nicht die Laufradgröße sondern die waagerecht gemessene Oberrohrlänge.
Die Geometrie sollte eine angenehme, relativ aufrechte Sitzposition zulassen. Der Rücken sollte etwa im Winkel von 45° geneigt sein. Dadurch ist eine effektive Kraftübertragung auf die Pedale bei einer entspannten Sitzposition möglich. Auch der Luftwiderstand hält sich in Grenzen. Außerdem muss das Rad sich auch mit Gepäck noch gut steuern lassen. Voraussetzung dafür ist ein hinreichend steifer Rahmen.
Der Lenker muss verschiedene Griffpositionen zulassen. Gerade Mountainbikelenker sind ungeeignet. Durch die Montage von Lenkerhörnchen können jedoch zusätzliche Griffpositionen geschaffen werden, die ein entspanntes Fahren ermöglichen. Sehr gut geeignet sind die sogenannten Rennlenker, wenn diese hoch genug montiert sind. Diese bieten eine Vielzahl von Griffmöglichkeiten und ermöglichen außerdem unterschiedliche Rückenneigungen.
Der Gepäcktransport
Sehr wichtig ist, dass das Rad mit entsprechenden Gepäckträgern ausgestattet ist. Diese müssen ausreichend stabil sein und verhindern, dass die Gepäcktaschen mit den Speichen in Berührung kommen.
Ideal ist es, wenn auch am Vorderrad ein Gepäckträger moniert werden kann. Für diesen sogenannten Lowrider sollten in der Gabel entsprechende Anlötteile vorgesehen sein. Mittels Schellen ist zwar auch die Montage an anderen Gabel möglich, diese Befestigungsart ist jedoch nicht so stabil. Vorsicht ist bei Federgabeln geboten. Meist sind diese nicht für die Aufnahme eines Gepäckträgers ausgelegt und können beschädigt werden. Durch das Verteilen des Gepäcks auf Vorder- und Hinterrad werden die Fahreigenschaften wesentlich verbessert. Die vorderen Taschen sollten etwa 2/3 der hinteren wiegen. Wichtig ist, dass man das Fahren mit voll beladenen Rad schon einmal vor der Tour übt.
Die richtigen Bremsen
Ein voll beladenes Rad kann mit Fahrer schnell ein Gewicht von 140 kg und mehr erreichen. Auf Abfahrten sind deswegen gute Bremsen lebenswichtig. Zu empfehlen sind die sogenannten V-Brakes. Das sind Felgenbremsen mit langen, senkrecht nach oben zeigenden Armen und waagerechter Zuganlenkung. Durch den großen Hebel ist die Bremswirkung sehr gut. Ein Nachteil ist, dass die Züge durch Schmutzeinwirkung schwergängig werden können. Bei hydraulischen Felgenbremsen (Magura) kann das nicht passieren. Die Züge sind durch Hydraulikleitungen ersetzt, wodurch diese Bremsen weitgehend wartungsfrei sind. Das Auswechseln der Bremsbeläge ist ein Kinderspiel. Die Bremswirkung ist ebenfalls sehr gut. Allerdings sind diese Bremsen etwas teurer als die V-Brakes.
Die passende Schaltung
Wichtig für ein entspanntes Fahren ist die passende Gangschaltung. Wenn man mit viel Gepäck unterwegs ist, dann ist es unbedingt notwendig, eine kleine Übersetzung an Bord zu haben. Ein voll beladenes Fahrrad schiebt sich nicht so besonders gut. Die kleinste mögliche Übersetzung sollte auf jeden Fall kleiner als 1 sein. Das heißt, das kleinste Kettenblatt muss kleiner sein als der größte Zahnkranz auf dem Ritzelpaket. Es ist unbedingt eine Kurbelgarnitur mit einzeln auswechselbaren Kettenblättern zu empfehlen. So kann das Getriebe leicht den Erfordernissen angepasst werden und verschlissene Teile sind austauschbar. Für Kurbelgarnitur und Ritzelpaket sind wieder Teile aus der Shimano-LX-Gruppe wegen des günstigen Preis-/Leistungsverhältnisses sinnvoll. Auf das Schaltwerk selbst kommt es gar nicht so sehr an. Wenn ein höherer Schaltkomfort gewünscht wird, dann sollte man zu einem höherwertigen Ritzelpaket greifen. Ebenso spielt spielt es kaum eine Rolle, ob man mit 21, 24 oder 27 Gängen unterwegs ist. Die Übersetzungsbereiche der einzelnen Kettenblätter Überschneiden sich weit. Oft sind Übersetzungen mehrfach vorhanden oder können nicht genutzt werden, weil die Ketten zu schräg laufen würde.
Diese Probleme kennt die neue 14-Gang-Nabenschaltung von Rohloff nicht. Die Übersetzungsbandbreite entspricht der einer 24-Gang-Kettenschaltung, die auch über 14 nutzbare Übersetzungen verfügt. Die Nabenschaltung wird über einen Drehgriff gesteuert und erleichtern dadurch das Finden der passenden Übersetzung. Das Getriebe ist in der Nabe gut vor Schmutz geschützt. Nachteilig jedoch der hohe Preis. Außerhalb von Deutschland ist sicherlich die Ersatzteilversorgung ein Problem.
Ob die Schaltung mittels Hebeln oder Drehgriffen gesteuert wird ist eine persönliche Geschmacksfrage. Drehgriffe sind allerdings simpler im Aufbau und so unter extremen Bedingungen zuverlässiger. Die Schaltkräfte sind jedoch bei Hebels geringer. Neulingen fällt es jedoch oft leichter, sich an die Drehgriffe zu gewöhnen. Ein Blick auf den Lenker informiert sofort über den eingelegten Gang.
Die richtige Bereifung
Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass schmale Reifen einen geringeren Rollwiderstand als breite hätten. Schließlich fahren die Straßenradprofis ja auch mit sehr schmaler Bereifung. Die Zusammenhänge sind allerdings etwas komplizierter.
Zunächst erst einmal ist der Rollwiderstand eines breiteren Reifens geringer als der eines schmaleren. Voraussetzung ist, dass der Luftdruck gleich ist. Das ist auch der Haken. In einen Reifen mit halben Durchmesser bewirkt der doppelte Luftdruck die gleiche Beanspruchung. Hoher Luftdruck bewirkt einen geringen Rollwiderstand. Rennradreifen haben also deswegen einen geringen Rollwiderstand, weil sie mit einem sehr hohen Luftdruck gefahren werden.
Ein hohe Luftdruck hat aber den Nachteil, dass der Komfort sinkt. Ein knallhart aufgepumper Rennradreifen federt kaum noch. Auf schlechter Wegstrecke ist solch ein Reifen unbrauchbar.
Ein Vorteil des schmalen Rennradreifens ist auch sein geringeres Gewicht.
Der Rollwiderstand spielt beim Reiserad nicht die entscheidende Rolle. Schließlich geht ja nicht, wie beim Radrennen, um Sekunden, sondern ums Ankommen.
Der Komfort spielt für den Reiseradler eine entscheidende Rolle. Deswegen sind breitenen Reifen auf jeden Fall besser für ein Reiserad geeignet.
26" oder 28"-Laufräder
Ursprünglich waren Reiseräder grundsätzlich mit 28"-Laufrädern ausgestattet. In den letzten Jahren findet man immer häufiger auch Reiseräder auf 26"-Basis. Diese haben im wesentlichen zwei Vorteile: Durch den kleineren Durchmesser werden die Laufräder stabiler. Wenn man mit voll beladenen Rad auf schlechten Wegen fährt, dann kommt es häufig zu Speichenbrüchen. Durch die kleineren Räder wird das Risiko vermindert. Auch bekommt solch ein Laufrad auch nicht so schnell Seitenschlag. Außerdem gibt es für 26" eine riesiges Reifenangebot. Vom 1" schmalen Straßenreifen bis zu 2,1" breiten Geländereifen reicht die Auswahl. In den meisten außereuropäischen Ländern ist 26" Standard und ein Ersatzreifen leichter zu bekommen aus ein 28"-Reifen.
Auch die anderen Komponenten sollten haltbar sein und auch bei Verschmutzung noch funktionieren. Die Lagerung der Laufräder und das Innenlager sollten abgedichtet sein. Shimano-LX-Lager sind relativ preiswert und sehr haltbar. Wird mit Gepäck am Vorderrad gefahren, dann ist der Steuersatz (Lagerung der Gabel im Rahmen) höheren Belastungen ausgesetzt. Hier sollte ein hochwertiges Modell eingesetzt werden. Die Lager sind Teile, an denen die Fahrrad-Hersteller gerne sparen. Oft wird hier Billigware verbaut. Besonders am unsichtbaren Innenlager muss auf Qualität geachtet werden, sonst hat die Kurbelgarnitur schon nach kurzer Zeit seitliches Spiel oder knackt bei jeder Umdrehung.
Auf einer Radtour ist man oft mehrere Stunden unterwegs, ohne dass es eine Möglichkeit gibt, sich mit Getränken zu versorgen. Deswegen ist ein nicht zu unterschätzendes Detail ein ober besser zwei Halter für Trinkflaschen. Gute Reiseräder sind gar mit Anlötteilen für 3 Flaschenhalter ausgestattet. Eine Alternative zur Trinkflasche sind Trinkrucksäcke. Man kann während der Fahrt trinken, ohne dass man eine Hand vom Lenker nehmen muss. Allerdings sind gute Systeme nicht ganz billig. Problematisch ist die Säuberung der Wassersäcke.